Die Vorfreude und auch der Optimismus sind überraschend groß. Schon bemerkenswert was so ein 3:0 Erfolg im letzten Spiel ausmachen kann. Auf der Fahrt gibt es keinerlei Probleme. Susanne und Hildegard vertreiben sich die Zeit mit Handarbeit (Stricken, bevor nachher noch einer was anderes denkt). Wobei Susanne den aktiven Part einnimmt und Hildegard eher den passiven, sie schaut interessiert zu wie sich aus dem blau-weißen Wollknäuel (sowas gibt es tatsächlich) langsam blau-weiß gestreifte Socken bilden. Die anderen machen sich Mut was das Spiel bei den Bullen angeht oder schließen zwischendurch die Augen um sich mental auf das Spiel vorzubereiten. Peter, oder war es doch einfach nur die Müdigkeit? Während der Pausen sorgt der Kaffee von Hildegard dafür, dass wir wieder munter werden. Und bei der Kälte die draußen herrscht, sorgt er auch noch für innere Wärme. Zwischendurch treffen wir noch ein Pärchen aus Kiel das sich auf den Weg nach Erfurt macht. Hierbei erfahren wir, dass sich unsere Leihgabe Fabian Schnellhardt bei Holstein sehr gut entwickelt.
So gegen 13Uhr treffen wir in der Egidius Braun Sportschule in Leipzig ein. Dies war ein Tipp den unser Fanbeauftrage Ch.Ellmann an die Fanclubs weitergeleitet hatte. Die Zimmer sind einfach und schlicht, aber sauber und in Ordnung. Ok, bei Hildegard und Peter fehlt Klopapier, aber das kann schnell geregelt werden. Ach, dazu fällt mir ein Spruch aus alten Kinderzeiten ein: “Sitzt du auf’m Klo und hast kein Papier, dann nimmst du den Wimpel von Schlake (kein Tippfehler, ist so gewollt) 04”. Man muss überhaupt feststellen, dass die Leute alle sehr freundlich sind, und viele sogar uns die Daumen beim Spiel drücken. Aber bis dahin ist ja noch Zeit. Wir bringen unsere Taschen auf unsere Zimmer (müssen wir selbst machen und es gibt keinen Lift) machen uns ein wenig frisch, und begeben uns dann zur S-Bahn die uns in die Innenstadt bringt. Unser Ehrenlucky Matze Kühne (wer am letzten Sonntag aufgepasst hat, weiß das er gebürtiger Leipziger ist) hatte uns vorher mit einigen Insider Tipps versorgt. Na klar, der Weihnachtsmarkt muss sein, und der ist bei dem klaren und trockenem Wetter proppenvoll. Verteilt über die ganze Innenstadt bietet er viele Gelegenheiten sich bei einem heißen Glühwein aufzuwärmen. Und wer Glühwein mit Schuss trinkt, der bekommt schon mal einen Vorgeschmack was Leipziger unter Schuss verstehen, mein lieber Herr Gesangverein, der ist nicht ohne. Ein weiterer Tipp von Matze ist das Barfußgässchen, die Kneipenmeile in Leipzigs Innenstadt. Wir nehmen es nicht so genau und betreten das Kneipen und Restaurant Viertel mit vernünftigem Schuhwerk. Gar nicht so einfach mit 9 Leuten ohne Vorbestellung einen Tisch zu bekommen. In einer Pizzeria haben wir dann Glück, auch was die Qualität der Pizzen betrifft, wirklich lecker. Nach dieser Stärkung geht es weiter durch die Innenstadt zurück zur S-Bahnstation. Auf dem Weg dorthin sehen wir uns auch den weltbekannten “Auerbachs Keller” an (wer mehr darüber wissen möchte kann gerne mal googeln) und auch ein Glühwein darf auf dem Rückweg natürlich nicht fehlen.
Unser Plan für den Abend sieht normalerweise so aus: In Ruhe Sportschau schauen und dann nochmal zurück in die Stadt. Das mit der Sportschau funktioniert auch, bis zur Stadt kommen wir allerdings nicht mehr. Auf dem Weg von der S-Bahnstation zurück zur Sportschule fällt uns eine Bowlingbahn ins Auge, und spontan entschließen wir uns den Abend dort zu verbringen.
Nachdem wir uns alle ein wenig ausgeruht haben und uns mit Fußballergebnissen versorgt haben, geht es zu Fuß auf zur Bowlingbahn. Leider fehlen Hildegard und Peter, Hildegard tun die Füße so weh das sie lieber in der Sportschule bleiben möchte. Nach gut 10 Minuten Nachtwanderung (gut, das Hans eine Taschenlampe dabei hat) erreichen wir unser Ziel. Wir haben eine gute Entscheidung getroffen mit der Wahl der Bowlingbahn, super gemütlich eingerichtet. Zwar gibt es nur 3 Bahnen, aber das macht überhaupt nichts. Man kommt sich vor wie auf einem Schiff auf hoher See (schaut euch die Fotos mal an), wirklich klasse Ausstattung. Beim Bowling stelle ich schnell fest: Alles nur Opfer, keine Gegner . Aber irgendwie gewinnt jeder, bzw. jede. Susanne ist z.B. mit Abstand die beste in der Kategorie weibliche Teilnehmer und von allen nicht die letzte. Der Abend geht schnell vorbei, Spaß haben wir alle, so darf es morgen gerne weiter gehen.
Frühstück gibt es von 7Uhr bis 9Uhr, also nichts für Langschläfer. Wir passen alle an einem Tisch, gekennzeichnet mit einem Schildchen auf dem „Hausgäste“ steht. Alle anderen im Raum sehen irgendwie sportlicher aus als wir, aber die machen ja auch alle einen Trainerschein. Was sollen wir nach dem Frühstück noch machen, Zeit ist noch genug bis zum Anpfiff. Wir Männer schauen uns ein wenig das große Gelände der Sportschule an, im Gepäck die unterschriebenen Weihnachtsmützen (Matze Kühne war ja so nett sie für uns unterschreiben zu lassen). Vielleicht können wir ja hier schon einige an den Mann bringen. Auf einem Kunstrasenplatz wärmen sich zwei Mädchen Fußballmannschaften auf. Es ist ca. 10Uhr15 als wir da eintreffen. Wir unterhalten uns mit ein paar Insidern und erfahren, dass es sich um C-Jugendmannschaften von RB Leipzig und Fortuna Dresden handelt, die um 11Uhr!!! Ein Spiel haben. Das heißt also die machen sich mindestens 45 Minuten vorher schon warm, Wahnsinn. Bis zum Anpfiff können wir aber leider nicht bleiben, aber, dass sie durchaus einen strammen Schuss haben, merken wir als uns die Mädchen fast abschießen. Aber selbst schuld, was stellen wir uns auch direkt hinter, bzw. neben das Tor. Ach ja, wir schaffen es tatsächlich einer älteren Dame (wie sie uns sagt eine ehemalige Hockeyspielerin der DDR) eine Weihnachtsmütze zu verkaufen.
Endlich geht’s los zum Stadion, hier hoffen wir auf den Höhepunkt des Wochenendes. Vor dem Stadion bringen wir tatsächlich alle Mützen an den Mann, bzw. an die Frau. Es kommt sage und schreibe 78,- Euro für die Wunschbaumaktion des MSV zusammen, danke an alle Spender!!! Das Stadion ist gar nicht so schlecht, nur muss man unzählige Treppen steigen. Und warum nur der obere Rang für Gästefans geöffnet ist, bleibt auch ein Rätsel. Was mich persönlich stört ist, das es im Gästeblock keine Stadionzeitung gibt. Mich als Sammler ärgert das schon sehr. Eine sehr freundliche Dame von der Security versucht (leider ohne Erfolg) alles damit ich eine bekomme. Letztendlich bekomme ich dann durch ein Gitter von einem RB Anhänger doch noch meine Zeitung.
13:30, endlich erfolgt der Anpfiff, und plötzlich, wir können es kaum fassen, erzielt Kevin Wolze „Fußballgott“ mit einem Traumtor das 1:0. Bis dahin ist Leipzig die bessere Mannschaft und wir haben Glück das ein angebliches Abseitstor nicht gegeben wird. Der Druck der Leipziger wird immer größer und dann ist es doch soweit, 1:1. Dabei bleibt es bis zum Pausenpfiff, wir sind nicht unzufrieden. In der zweiten Halbzeit können wir bis 10 Minuten das 1:1 halten, und dann, ist es wahr, unglaublich, erzielt Kevin Scheidhauer das 2:1. Wir sind auf der Tribüne kaum zu halten, die Sensation ist zum greifen nah. Nur noch 10 Minuten bis zum Schlusspfiff, dann wäre der Anschluss ans untere Mittelfeld da. Nur noch 5 Minuten, und dann fällt doch nach einer Standartsituation der Ausgleich. Schei…, aber 1 Punkt ist auch ein klasse Ergebnis. Oh nein, noch eine Standartsituation, und noch ein Gegentor, so ein Mist, wir hatten es doch fast geschafft. Das vierte Gegentor geschenkt, ist jetzt auch egal. Sind wir ehrlich, es wären Bonuspunkte gewesen und der Sieg der Leipziger geht schon in Ordnung, aber natürlich nach dem Spielverlauf wäre auch mehr drin gewesen. Mund abputzen und die 3 Punkte jetzt auf dem Betzenberg holen.
Die Rückfahrt verläuft recht ruhig, wir machen auch nur eine Pause und schon etwa gegen 21 Uhr sind wir wieder zurück in Duisburg. Auch wenn es nicht mit den 3 Punkten nicht geklappt hat, es war ein schönes Wochenende.